Geist


Für diese Aufgabe musste er sich aus der Gesamtheit des Geistes individualisieren lassen. Nur so konnte die Sequenz der notwendigen Maßnahmen ausgeführt und der Prozess konnte kontrolliert werden. Über die Notwendigkeit des Prozesses wurde im Geist längst nicht mehr diskutiert.

Er empfand ein gewisses Vergnügen daran, die Dinge jetzt separat wahrzunehmen. Anders als in der Gesamtheit des Geistes konnte er nach der Individualisierung jetzt seinen Blick auf einzelne Punkte fokussieren. Er konnte somit die Raumdimensionen, die Zeit und die höheren Dimensionen mit allen zukünftigen möglichen Entwicklungen, wie auch sämtliche möglichen Entwicklungen seit dem Ursprung, getrennt wahrnehmen.

Natürlich konnte die Notwendigkeit des einzuleitenden Prozesses nicht in den aus dem momentanen Zustand folgenden möglichen zukünftigen Entwicklungen wahrgenommen werden, da es keine zukünftigen Realitäten mehr mit der zu vermeidenden Fehlentwicklung gibt. In allen möglichen zukünftigen Ent­wicklungen wurden von der Gemeinschaft des Geistes die notwendigen Korrekturprozesse durchgeführt. Im hyperdimensionalen Raum aller möglichen Entwicklungen seit Anbeginn waren aber die Fehlentwicklungen ohne die notwendigen Korrekturmaßnahmen deutlich erkennbar.

Für diese Maßnahmen war es völlig ausreichend, die notwendigen materiellen Abbildungen in einer vierdimensionalen Projektion des Hyperraums zu schaffen. Auch der Teil der Gesamtheit des Geistes, der für seine Individualisierung eingesetzt wurde, benötigte einen materialisierten Träger. Hier­zu wurde eine Gestalt gewählt, bei der an einem länglichen Zentralkörper am oberen Ende ein kleiner Körper mit den Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Infor­ma­­tions­verarbeitungs- Einheiten angebracht wurde; am unteren Ende zwei längliche Glieder, die hauptsächlich zum Transport des Körpers dienen und an den Seiten des länglichen Zentral­körpers zwei Glieder an deren Enden feine Greifglieder angebracht wurden, um mit diesen andere Körper manipulieren  und transportieren zu können.

Die materielle Umgebung für den Prozess stellte er her, indem er einen überschaubaren höherdimensionalen Raum in einen nur aus 3 Raumdimensionen und einer Zeitdimension bestehenden, aber dafür doch beträchtlich großen Raum entfaltete. Dieser Raum wurde gefüllt mit einer großen Zahl von Materiekugeln, die sich selbst wiederum aus sehr großen Zahlen von kleinsten Materie­teilchen zusammensetzten. Sowohl zwischen den großen als auch den kleinsten Materie­teil­chen gab es eine Vielfalt von mechanischen Wechselwirkungen. Alles stand in einem Gleichgewicht aus Bewegungs- und Anziehungskräften. Alles konnte sich entwickeln und ändern und trotzdem gab es stets ein Gleichgewicht und die interagierenden Systeme blieben stabil.

Er konnte nun den nächsten Schritt zur Erreichung des eigentlichen Zweckes in Angriff nehmen. Auf einigen der Kugeln stieß er Prozesse an, die zur Entwicklung von Lebenszyklen mit fortwährendem Wachstum und zur Weiterentwicklung führten. Die einfachen Organismen in diesen Systemen hatten die Aufgabe, energietragende Substanzen aus ihrer benachbarten  Umwelt zu sammeln und diese zu speichern. Hiermit war die Lebensgrundlage für andere Organismen geschaffen, die ihre Energie aus den bereitgestellten Konzentraten der einfachen Organismen bezogen. Es entstanden autono­me größere Organismen, die sich orts­unab­hängig bewegen konnten. Auch bei diesen gab es einfachere Kreaturen, die von den hö­her entwickelten Kreaturen entweder wegen ihrer im Körper gespeicherten Energie verzehrt wurden oder die domestiziert wurden, um den höher entwickelten Lebewesen mit ihren Körperkräften oder mit abgesonderten Säften, die eigentlich zur Ernährung der eigenen reproduzierten Nachkommen gedacht waren, zu dienen.

Eine wichtige Grundlage des von ihm auszuführenden Prozesses ist, wie später noch erläutert werden wird, dass Prinzip der sich im freien Wechselspiel von ihm unbeeinflussten Entwicklung. Aus diesem Grunde nahm er keinen Einfluss auf die sich durch Zufall und Selektion entwickelnden unterschiedlichen Gattungen der höheren autonomen Organismen. Er verzichtete auch auf den Blick in die Zukunft, um keinerlei Einfluss zu nehmen. Schließlich entwickelten sich auf einer der Kugeln dann zwar sehr große aber doch für sein Vorhaben ungeeignete höchste Le­bensformen. Er beendete diesen Ver­such, indem er kleinere sich im Raum bewegende Materieklumpen gegen die große die Organismen tragende Kugel lenkte. Dies führte dort zu einer vor­rübergehende Aufhebung der Lebensgrundlagen für die Groß­or­ga­nismen, die damit innerhalb kürzester Zeit verschwanden.

Dann nahm er doch direkten Einfluss auf die Entwicklung. Die Organismen blieben jetzt kleiner und entwickelten die für ihre Gat­tungen notwendige Intelligenz und Fertigkeiten. Bei der für den Prozess gewählten Trägergattung nahm er direkten Einfluss und lenkte die Entwicklung derart, dass die Gattung am Ende seiner äußeren Form sehr nahe kam.

Diese Wesen waren damit geeignet, um den Prozess zu starten.

Sie alle erhielten nun ein kleines Quäntchen des gemeinschaftlichen Geistes. Somit wurden aus diesen autonomen Organismen beseelte Körper. Sie hatten in ihren Körpern eine begrenzte Lebenszeit. Innerhalb dieser Zeitspanne konnten sie vollkommen selbstverantwortlich über ihre Hand­lungen entscheiden und ihr Leben selbst gestalten. Dieses Prinzip der selbstver­antwortlichen Entscheidungsfreiheit führ­te dazu, dass mit den individuellen Lebensentscheidungen die­ser beseelten Wesen eine Selektion möglich wurde, je nachdem, ob sich die Seelen, dass heißt diese Quäntchen des Geistes für die gute oder die schlechte Seite entscheiden würden.

Im Laufe der Zeit hatten sich mit diesem Prozess eine wachsende Anzahl von Seelen für die schlechte Seite entschieden. Diese Quäntchen des gemeinschaftlichen Geistes konnten nun abgesondert werden und wurden nicht mehr in die Gemeinschaft des Geistes zurückgeführt.

Hiermit war der Zweck des Prozesses erfüllt. Die Gemeinschaft des Geistes hatte einen Weg gefunden, um das ihr eigene Streben nach Vollkommenheit verfolgen zu können.

Er wusste, dass der Prozess der Seelenselektion auf diesem Himmelskörper bald beendet würde. Es hatten sich dort in vielen Generationen eine große Zahl von bösartigen Seelen absondern lassen, die jetzt in zunehmendem Maße ihr Unwesen auf diesem Him­melskörper trieben. Zu Beginn des Prozesses hatte er einen aus anderen Prozessen stammenden aus einer größeren Zahl von Geistquäntchen konzentrierten schwarzen Geist eingefügt, der für den Selektionsprozess einen wichtigen Katalysatoreffekt hatte. Er hatte auf die zu selektierenden Seelen direkte Einflussmöglichkeiten und war damit ein wesentlicher Bestandteil der Prüfung jeder einzelnen Seele.

Die Zunahme der schlechten Geister hatte im Laufe der Zeit immer wieder die Auswirkung, dass sich die Seelenträger in wachsendem Maße von ihrer Zugehörigkeit zum gemeinsamen Geist ab- und materiellen Verlockungen in ihrer Umgebung zuwandten. In den ersten zwei Dritteln der bisherigen Prozessdauer konnte er diese Entwicklungen leicht in die Schranken weisen, indem er durch direkte Einwirkung einen größeren Teil der körperlichen Träger der Seelen zerstörte. Hierzu nutzte er eine der von den Wesen in dieser Zeit als 4 Grundelemente bezeichneten materiellen Erscheinungsformen, diese waren Feuer, Wasser, Luft und Erde. Er nutze sie in einem derartigen Übermaß, dass hierdurch viele Körper der Seelenträger zerstört wurden. Dies bewirkte meistens, dass die Seelen in den überlebenden Körpern ihn aufgrund seiner demonstrierten Macht erkannten und sich wieder stärker ihrer Herkunft verbunden fühlten. Sie hatten zwar keine direkte Erinnerung an ihre Zugehörigkeit zur Gemeinschaft des Geistes, aber in ihren Gefühlen konnten sie deutlich ihre Herkunft spüren. Aus diesem Grunde hatten sie auch starke Sehnsucht nach dem Kontakt zur Gemeinschaft des Geistes. Tatsächlich konnten sie diesen Kontakt am stärksten fühlen, wenn sie sich versammelten und ihre ganze Aufmerksamkeit dieser Kontaktaufnahme widmeten. Zu diesem Zweck bauten sie besondere Gebäude und richteten feste Versammlungszeiten ein, um in diesen Zeiten die Kontaktaufnahme gemeinsam zu feiern. Mit wachsendem Einfluss des dunklen Geistes wurden aber auch diese Orte mehr zu Objekten materieller Selbstdarstellung als zu Orten der Begegnung mit dem ge­mein­schaftlichen Geist.

Hiermit war das anfangs mögliche deutliche Trennen der guten und bösen Anteile des gemeinschaftlichen Geistes nun nicht mehr möglich. Die Mehrzahl der Seelen konnte in ihrem Lebens­verhalten nicht mehr der einen oder an­deren Seite eindeutig zugeordnet werden. Es schmerzte ihn auch immer mehr, solche Teile der Gemeinschaft des Geistes auszusondern, da er ja auch ein Teil davon war und sich somit jeder einzelnen Seele innig verbunden fühlte. Es wurden nun nur noch die wahrhaft bösen Seelen abgesondert und die schwachen, die den materiellen Versuchungen nachgegeben hatten und dieses Fehlverhalten vor dem Ende der Lebenszeit ihrer Körper erkannten und änderten, durften nach Beendigung des Lebens ihrer Körper zurück in den großen Geist gehen.

Da der Anteil von freien schwarzen Seelen im Laufe der Zeit stetig wuchs, erhöhte er die Zahl der beseelten Körper, um hiermit den Anteil der bösen Geister bezogen auf die Zahl der Seelenträger nicht zu groß werden zu lassen. Aber auch hiermit wird schließ­lich nach längerer Zeit eine Konzentration erreicht werden, die eine Entwicklung bis zu einem gewaltsamen Ende nimmt. Die Entwicklungen in diese Richtung setzten bereits frühzeitig ein. Die Seelenträger hatten ihre Streitigkeiten um materielle Verteilung stets mit zerstörerischer Intensität geführt und hierbei wurden die Lebensspannen der Körper vieler Seelenträger abrupt verkürzt. Mit wachsender Zahl beseelter Körper wurden auch diese Streitigkeiten intensiver. Schließlich kam es zu derart massenhaften Körperzerstörungen, dass wiederum Anteile in der Größenordnung zerstört wurden, wie bei den oben genannten Strafzerstörungen, die er mit den 4 Elementen direkt selbst ausgeführt hatte. Es war bezeichnend für den gewachsenen Einfluß des dunklen Geistes, dass die Körperträger als Reaktion auf diese massenhafte Zerstörungen sich nicht mehr dem gemeinsamen Geist zuwandten, sondern nach diesen Katastrophen noch stärker als vorher jeder für sich und mit gewachsener Inbrunst dem materiellen Vorteil hinterherlief. Sie erkannten auch nicht mehr seine Macht in den Massenzerstörungen, sondern wähnten sich alleine im Besitz der Macht zur Gestaltung ihres Schicksals.

Diese Idee führte dazu, dass die Auseinandersetzungen mit massenhaften Körperzerstörungen immer unnatürlicher wurden. Sie basierten immer weniger auf Überlebens- und Verteilungskämpfen und immer mehr auf Machtphantasien von Gruppen der Seelenträger, die die Anderen einfach nur mit unterschiedlichen Begründungen dominieren wollten.

Für ihn gab es hierbei nie einen Grund in die gewaltsamen Auseinandersetzungen einzugreifen. Zwar wurden häufig die Lebenszeiten der Seelenträger deutlich verkürzt, aber dies hatte keine qualitative Auswirkung auf den Selektionsprozess. Er traf seine Aus­wahl, nachdem die Seelen entlaibt waren. Gerade in den Zeiten gewaltsamer Ausein­andersetzungen gaben sich die dunklen Seelen durch ihr hierbei gezeigtes Verhalten zu erkennen. Somit waren diese Zeiten besonders nützlich für den Prozess.

Für ihn wird mit dem Ende der Prozesse auf seinen Kugeln die Aufgabe erfüllt sein und er kann wieder in der Gemeinschaft des Geistes aufgehen. Es wird dann eine andere Individualität gebildet, um den Selektions- und Reinigungsprozess des großen Geistes an anderen Orten weiter zu führen.

K. Schmitt, 16.5.05

 

 

Sinn des Lebens Schöpfung Kreationisten Kreationismus  Gott Schöpfer Glaube christlich Jesus Christus Christen islam Religion Geister Teufel Satan religiösen philosophischen Überzeugungen Zweck Paradies jüngste Tag jüngstes Gericht philosophische Antwort Fragen Schuld Vergebung Nahtod Erlebnisse Begegnung mit dem Lichtwesen Tod Todes Leben nach dem Tod